Es ist jetzt sechs Jahre her, aber so richtig verblassen will der Schrecken nicht. Alle paar Jahre erinnere ich mich daran, wie sie sich nannte und suche nach ihr. Gebe ihren Namen in Google ein, auf der Suche nach Spuren, die es nicht gibt. Tippe die Adresse ihres Blogs in der Wayback Machine ein und hoffe, dass etwas geschah, irgendetwas verrücktes, hoffe, dass ein neuerer Stand archiviert wurde, wie ein schlechter Scherz oder ein Echo aus dem Nichts, aber nichts geschieht, nie geschieht etwas, immer steht es still. Es ist immer 2006, es sind immer die alten Zeilen, es ist immer was ich noch und schon nicht weiß, es ist immer X und Y und der stechende Schmerz in Bauch, Kopf und Herz wenn ich daran denke, wie dumm ich war, wie dumm wir waren, wie sehr ich die Tage hasste und wie sehr sie mir fehlen. Wie sehr sie mir fehlt.
Ich habe dir etwas geschrieben, hatte sie mir erklärt, aber ich kann es dir nicht geben.
Ich erinnere mich, wie wir eines Abends nicht weit der Zionskirche und den Plätzen meiner Kindheit durch die Straßen gingen. Plötzlich blieb sie stehen, zeigte auf das Haus gegenüber: “Welches Fenster wäre deines?” fragte sie und schaute hinauf. Ob es ein Test sei, fragte ich zurück und sie verneinte.
Ein rot beleuchtetes Fenster zog mich an.
So wie diese Nacht werden noch viele sein.
Erst kommen die Träume und man schläft noch nicht ein.
Da kommt nun das Glück, dort kommt das Leid herein.
Ein Fenster wird hell und eines dunkel sein.
Ein Fenster wird hell und eines dunkel sein.
Und du bist so weit von mir.
Ich denk an die Zeit mit dir.
Und ich habe Angst um dich.
Du denkst vielleicht nie mehr an mich.
So wie diese Nacht werden noch viele sein.
Erst kommen die Träume und ich schlaf noch nicht ein.
So denk ich an dich. Und bin so ganz allein.
Dein Fenster wird hell und meines dunkel sein.
Dein Fenster wird hell und meines dunkel sein.
Francoise Hardy — Ein Fenster wird hell
Ihr Fenster war dunkel.
Ich erinnere mich an diesen Ort wie aus einem Traum, und in einem Traum kehrten wir dorthin zurück, als es schon längst zu spät war. Hektisch lief sie voran, ihr Schal wehte um ihren Hals. Ich wollte ihr etwas schenken — und sollte es nie wieder können.
In diesen Tagen starb zu vieles.